Ein Investor plant im Waldgebiet „Kirchenacker“ in Neu Zittau (Landkreis Oder-Spree) eine neue Wohnsiedlung zu errichten. Das mitten im Trinkwasserschutzgebiet gelegene Areal müsste für das Vorhaben großflächig abgeholzt werden. Dafür braucht es allerdings einen Bebauungsplan, dessen Aufstellung die Gemeinde beschließen müsste. Auf der Sitzung des Ausschusses für Bauen, Umwelt und Verkehr der Gemeindevertretung Gosen-Neu Zittau stellte der Investor Jesus Comesaña von der BBF Projekt GmbH am Donnerstagabend nun erstmalig öffentlich seine Pläne vor. Comesaña und seine Firma wollen etwa 40 bis 44 sogenannte Stadthäuser und etwa 18 Wohnungen errichten. Dazu sollen noch Grundstücke zum weiteren Verkauf entwickelt werden. Den Wald habe der Investor bereits von einer Gesellschaft gekauft. „Mich hat die Darstellung nicht überzeugt“, sagte die bündnisgrüne Gemeindevertreterin Anja Grabs im Anschluss: „Der Wald gehört als Naherholungsgebiet zu Neu Zittau. Das kann man nicht so einfach hergeben, nur weil ein Investor Rendite auf unsere Kosten wünscht.“
Der redegewandte Comesaña lobte sein Projekt und versprach der Gemeinde Vorteile durch den Bau der neuen Wohnsiedlung für etwa 170 Personen. So soll sich später einmal das Satellitenbild von Gosen-Neu Zittau verbessern. Was die Anwohner davon konkret haben, blieb an dem Abend offen. Auch ein Ärztehaus, ein Haus für Senioren und ein Kinderspielplatz wurde versprochen. Konkreter wurde Comesaña an diesem Abend nicht. Dafür wurde der Investor nicht müde den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan durch die Gemeinde anzumahnen. Erst wenn der Beschluss da wäre, könne er Details sagen. Auch so mancher Vorteil – in der Sprache des Investors „Benefit“ genannt – entpuppte sich im Nachhinein als Luftnummer. So gibt es bereits schon heute einen Umweltpfad durch den Wald, der von den Schülern der angrenzenden Schule zur Umweltbildung genutzt wird. Den wolle man abreißen und dann wieder neu bauen, wurde an dem Abend deutlich.
Auf Nachfrage von Anja Grabs musste der Investor eingestehen, dass es auch noch kein hydrogeologisches Gutachten für die Bautätigkeit im Trinkwasserschutzgebiet gibt. Die Untersuchung wolle Comesaña erst nach dem Aufstellungsbeschluss erstellen. „Mich hat verstört, dass er von der Aufwertung des Waldes zu einem Mischwald sprach. Er ließ sogar verlauten, dass die Artenvielfalt in einem Wohngebiet höher als in einem Wald sei. Das ist vollkommen absurd.“ sagt Grabs. Man könne nicht für eine Wohnsiedlung einen Wald abholzen, einzelne Bäume stehen lassen, und womöglich ein paar neue Bäume pflanzen wollen und dann von einem Waldumbau sprechen, so die Umweltexpertin der Grünen Oder-Spree. Bereits schon heute sieht man in dem Wald, dass der Waldumbau voll im Gange ist. Von Ahorn bis Eichen, die bereits schon mehrere Meter hoch sind, geht der Waldumbau seinen natürlichen Weg. „Es entwickelt sich dort aktuell gerade ein natürlicher Mischwald“, gibt Grabs zu denken. Entlarvend war auch die Ansage von Comesaña auf die Frage von Anwohnern, warum er denn auch ohne den Bau der Siedlung Waldumbau betreibt: Er könne seine dreißig Mitarbeiter nicht mit Holz bezahlen, erklärte der Investor.
„Ich werde dem Aufstellungsbeschluss nicht zustimmen“, sagt Grabs: „Damit werden unwiederbringlich Fakten geschaffen. Wenn wir in Gosen-Neu Zittau den Wald als unsere Naherholungsoase erhalten wollen, müssen wir von Anfang an dem Vorhaben einen Riegel vorschieben. Jegliche Verharmlosungen, dass wir in einer späteren Phase jederzeit das Projekt abblasen können und wir lediglich über den Aufstellungsbeschluss entscheiden, sind verheerend. Ohne Bebauungsplan bleibt uns der Wald erhalten. Dafür werde ich mich einsetzen und ich hoffe, dass die anderen Gemeindevertreter, die in ihren Wahlprogrammen versprochen haben sich für Natur und Umwelt einzusetzen, sich ebenfalls so entscheiden“, kündigt Grabs an.
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